Das Kloster ist baulich direkt an die Kirche St. Matthias angebunden. Mit seiner Gliederung knüpft es an die Traditionen mittelalterlicher Ordensbauten an: Wie die Kirche ist es aus Bruchsteinen erbaut. Mittelpunkt des Komplexes ist ein Klosterhof, in dessen Mitte ein Brunnen liegt. Der Kreuzgang verbindet die verschiedenen Gebäudetrakte: Kirche, Kloster und Büros. Im Obergeschoss lagen die Wohnräume der Franziskaner. So teilten die Brüder zwar wichtige Aspekte des täglichen Lebens miteinander, doch blieben auch genug Möglichkeiten zum Rückzug.
Am 7. November 2010 verabschiedeten sich die Franziskaner mit einem Festgottesdienst von der Gemeinde. Nach 94 Jahren wurde der Konvent in Euskirchen aufgelöst.
Geschichte
Ebenso wie die Pfarrgemeinde Herz Jesu geht die Entstehung der Gemeinde St. Matthias auf das Wachstum der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts zurück. In Anknüpfung an alte seelsorgerische Traditionen – und aus Kostengründen - bemühte man sich um eine Ordensgemeinschaft als Bauherrin einer dritten Kirche. Im Mai 1916 wurde der erste Franziskaner-Konvent in gemieteten Häusern auf der Münstereifeler Straße eröffnet. In den Jahren 1925/26 konnten die Ordensmänner dann in ihr Kloster an der Ecke Münstereifeler Straße/ Eifelring umziehen und die Seelsorge in der Umgebung übernehmen.
Während des Zweiten Weltkriegs (1941) wurde die Klosterkirche in den Rang einer Rektoratskirche innerhalb der Pfarre Herz Jesu erhoben. Damit entging man einerseits einer möglichen Beschlagnahmung durch die NSDAP, andererseits konnten so die Gläubigen in der Südstadt besser versorgt werden. Gerade in der Not der folgenden Kriegsjahre entwickelten die Menschen dort eine starke Solidarität und wuchsen zu einer Gemeinde zusammen.
Nach dem Krieg förderten die Franziskaner in Euskirchen besonders die Ausbildung ihres Priesternachwuchses, indem sie 1950/51 hier ein eigenes Studienheim errichteten.
Auch an der Klosterkirche wurden Umgestaltungen vorgenommen, doch hatten diese eher provisorischen Charakter, da man auf eine eigene Pfarrkirche für die Südstadt hoffte.
Nach den Zeiten des Krieges und Umbruchs, aber auch der Konsolidierung und des Zusammenwachsens wurde am 04.12.1959 schließlich die selbständige Pfarre St. Matthias gegründet (als kanonisierte Pfarrei anerkannt am 14.09.1973), deren schnell wachsende Mitgliederzahl auch Bedarf für eine neue Kirche als Mittelpunkt des Gemeindelebens schuf.
Schon im Jahre 1961 sprach sich daher der Kirchenvorstand für den Neubau einer Kirche aus. Dass die Bauarbeiten erst im Jahre 1965 begannen, zeigt, wie sehr man um einen passenden und tragfähigen Entwurf rang.
"Lebendige Steine" - Das theologische Konzept von St. Matthias
Geradlinigkeit und Schlichtheit sind die hervorstechenden Merkmale der Hallenkirche, die aus unbehauenen Natursteinquadern errichtet wurde. Wie die Gemeinde aus vielen Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Wesenszügen besteht, so kann die Kirche nur Bestand haben, wenn jedes Teil seine Eigenart einbringen und behalten darf.
Der Architekt Emil Steffann (1889-1968) hatte sich, nachdem er 1926 während eines Aufenthalts in Assisi zum katholischen Glauben konvertiert war, in den 1940er Jahren einen Namen als Baumeister und Erneuerer zerstörter Kirchen gemacht. Gerade im Rheinland war er durch den Wiederaufbau des zerstörten Franziskanerklosters in Köln bekannt und hatte somit bereits Verbindungen zum Franziskanerorden. So erhielt er, gemeinsam mit Gisbert Hülsmann, den Auftrag zum Entwurf von Kirche, Kloster und Gemeindezentrum.
In Assisi war Steffann dem Armutsideal der Franziskaner begegnet. Dies hatte auch seinen persönlichen Baustil ganz entscheidend geprägt: Er sieht Armut und Einfachheit als Freiheit, als Verdichtung auf das Wesentliche.
Dies zeigt sich zunächst an der betont einfachen Form der Kirche, die als Haus (Gottes) als erste Aufgabe hat, Raum zu geben, zu bergen und zu schützen.
Fenster und Türen sind bewusst klein und schlicht gehalten, da Steffann gedämpftes Licht als förderlich empfand für das seelische Gleichgewicht des Menschen und das religiöse Empfinden.
Auch die Inneneinrichtung ist in das theologische Gesamtkonzept eingebunden:
Im Zentrum steht der wuchtige Altar, an dem die Eucharistie als Höhepunkt der Messe gefeiert wird. Doch fällt daneben auch der Ambo als Ort des Wortgottesdienstes – dem ersten Hauptteil der Messe - ins Auge.
Der eiserne Kruzifixus, Tabernakel, Kanzel und Kreuzweg wurden vom Kölner Bildhauer Jochem Pechau entworfen und angefertigt. In ihrer ebenfalls einfachen, doch ungemein aussagekräftigen Darstellungsweise entsprechen sie den Vorstellungen des Architekten von der Gestaltung des Innenraums der Kirche.
Seit dem Christkönigsfest 2009 besitzt St. Matthias ein neues Vortragekreuz, geschaffen vom Künstler Norbert Radermacher.