Alt St. Michael
An der alten kath. Pfarrkirche, oberhalb der in der Erftniederung gelegenen Burg, kann im Baubefund nur eine einschiffige Saalkirche aus dem 10./11. Jh. nachgewiesen werden. Diese wurde im 12. Jh. zu einer vierjochigen Basilika mit zwei Seitenschiffen und Apsis erweitert. Wahrscheinlich entstand gleichzeitig der ungegliederte, in der Turmhalle tonnengewölbte, viergeschossige Westturm mit allseitig paarig angelegten, rundbogigen Schallöffnungen im Glockengeschoss. In der Folgezeit wurde der Bruchsteinbau immer wieder verändert bzw. erneuert. 1743 entfernte man die flache Holzdecke und führte ein Kreuzrippengewölbe ein, wodurch das epitaphähnliche Relief - mit Christophorus-Darstellung - auf der Südwand in Höhe des Turmobergeschosses (Michaelskapelle bzw. ,,Herrengeschoss") verdeckt wurde. 1812 errichtete man einen neuen (Polygonal-)Chor mit 5/8 Schluss. 1860 wurde die Orgelempore - aus Holz - in Fortsetzung des Turmobergeschosses eingefügt, damit die Gebrüder Müller aus Reifferscheidt/Eifel darauf ihre Orgel installieren konnten. 1885 erneuerte bzw. verbreiterte man die Seitenschiffe in Backsteinmauerwerk und erweiterte den Chor, woran man Sakristeibauten als Verlängerung der Seitenschiffe beidseitig anlehnte. 1938 baute Karl Bach aus Aachen auf der erweiterten Empore eine neue Orgel ein.
Neu St. Michael:
Seit 1961 wurden nach Ablehnung eines durch Anwachsen der Pfarrgemeinde notwendigen Kirchenneubaues - nahe ·der Gemeindegrenze Wüschheim/Großbüllesheim - die Pläne für einen Erweiterungsbau nach Vorschlägen des Kölner Architekten Werner lngendaay diskutiert. Zuerst wurde aber 1966 der Turm renoviert und mit weißem Schlämmputz überzogen. 1967/68 gab es dann einen Architektenwettbewerb, bei dem man sich für den Entwurf von Karl Josef Ernst entschied. Die Ausführung erfolgte in den Jahren 1969-1973.
Das Entwurfskonzept basierte auf der Überlegung, die neuromanischen Seitenschiffe und den Chor abzureißen und das romanische Kirchenschiff mit Turm zu erhalten, während die Kirchenerweiterung parallel zum alten Kirchenschiff - also verbindend - angeordnet wurde.
„Die romanische Bruchsteinaußenwand prägt als seitliche Abschlusswand den neuen Kirchenraum, die alte Kirche wird zum wertvollen Seitenschiff der neuen Kirche und behält dabei ihre eigenständige Gestalt. Die Struktur der linear aneinander gereihten Satteldächer des Neubaus greift das Thema des Altbaus auf. Dieser behält durch größere Höhe und prägenden Giebel seine Dominanz, unterstützt durch den Turm als baulichen Fixpunkt der Gesamtanlage. Die Faltung der linear aneinander gereihten Satteldächer gibt dem stützenfreien Innenraum des Neubaus eine eigenständige Prägung.
Die zurückgesetzte Altarrückwand bewirkt eine natürliche seitliche Belichtung des Altarbereiches. Durch die verlängerten mittleren Raumachsen entsteht ein kreuzförmiger Grundriss." (Konzept- bzw. Baubeschreibung von Karl-Josef Ernst)
Insgesamt wirkt der Kirchenbau von außen harmonisch, da die nach dem Abbruch von nördlichem Seitenschiff und Chor vorhandenen Öffnungen mit Backsteinmauerwerk geschlossen wurden und dadurch eine Verbindung mit dem Erweiterungsbau, einem Skelettbau mit Backsteinfüllungen, und dem weiß verputzten Turm hergestellt ist.
Innen wird der weiträumige neue Kirchenraum von sichtbaren Backsteinwänden, Betonrahmungen und Bruchsteinwand bestimmt. Die 1972 von Paul Weigmann aus Leverkusen entworfenen Fenster erfüllen den Raum mit einem feierlichen Licht: vier Rundbogenfenster mit figurativen Motiven im Obergaden der Nordwand (Rosen-/Weinstock/Maria Himmelskönigin/Hortus clusus) und eine schmale hohe Fensterbahn mit Vogelmotiven in der Südwand im alten Kirchenschiff, jeweils zwei rautenförmige Fenster in je zwei Giebeln der Ost- und Westwand (Motiv „Stadt Jerusalem") und zwei schmale, hohe Fensterbahnen mit eingefügten Medaillonscheiben (aus der alten Kirche, Eride 19. Jh., Motiv „Dornenkrönung" bzw. ,,Erscheinung des Auferstandenen") im um eine Stufe erhöhten Altarbereich des neu en Kirchenraumes. - Drei Fenster (Ende 19. Jh.) - Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung Christi - wurden in der Sakristei eingesetzt.
Altar, Ambo und Sakramentsstele hat der Bildhauer Olaf Höhnen aus Frechen 1972 aus Trachyt und Bronze gestaltet. An der Rückwand des Altarraumes ist seit 1993 eine neoromanische Kreuzigungsgruppe - Christus als Christkönig am Kreuz und daneben Maria und Johannes - angebracht.
Die alte Orgel, die 1972 von Karl Bach aus Aachen umgebaut und in einen neuen Prospekt von Peter Beretz aus Eschweiler eingefügt wurde, wird ab 2008 durch eine neue Orgel von Romanus Seifert und Sohn aus Kevelaer ersetzt.
Die Portale sind vom Goldschmied Albert Sous aus Würselen in freier geometrischer Gestaltung aus Kupfer geschaffen worden.
Das Geläut besteht aus Marienglocke (1920), Hubertus- und Michaelsglocke (1954) und seit 2005 aus drei weiteren Bronzeglocken „Dreifaltigkeits-", ,,Christus-" und „Heilig-Geist-Glocke".
Innenausstattung:
1 Portal und Seitentüren, Kupfer, 1972, von Albert Sous aus Würselen 2 Turmportal, Holz, Angeln mit Beschlagwerk aus geschmiedetem Eisen, Ende 19. Jh. 3 Pieta, Sandstein, 1920, von Nikolaus Steinbach aus Köln (ehemals Teil eines Kriegerdenkmals) 4 Orgelempore, Holz, 1860, 1938 erweitert 4a Kruzifix, 1977, von Rudolf Hierlwimmer aus Dollendorf 5 Marienikone ("immerwährende Hilfe"), Öl a. H., 1904/05 6 Hl. Josef, Holz, 1981, von Hans Schuhegger aus Berchtesgaden 7 Beichtstuhl, Eichenholz, um 1900 8 Marienfigur (mit Kind), Holz, 1980, von H. Schuhegger 9 Taufstein, Sockel aus Sandstein, 13. Jh., Schaft und Becken aus Basaltlava, auf der Schalenwandung reliefiertes Wappen des Abtes von Kornelimünster K. L.v.Sickingen (evtl.Geschenk an den aus Niederkastenholz stammenden Pfr. J. W. Wachendorf), 18. Jh., Deckel aus Kupfer, 20. Jh. 10 Kruzifix, Holz, um 1910/20; zugeordnet sind die vier Evangelisten, Eichenholz, Fragmente der alten Kanzel, 1877, von August Jägers aus Köln 11 Altarmensa, Eiche, 1970, gefertigt aus neugot. Kommunionbank (St. Nikolaus Kuchenheim), seit 2001 in St. Michael 12 Chorgestühl, Eiche, dreisitzig, 16. Jh. 12a Kirchenbänke, Eiche, 17. Jh. (1964 von der Abtei St. Anno in Sieg burg erworben) 13 Christophorus, Holz, 1988, von H. Schuhegger 14 Hl. JudasThaddäus, Holz, 1984, von H. Schuhegger 15 Herz Mariä (mit Lilie), Holz, farbig gefasst, neugotisch, Ende 19. Jh. 16 Herz Jesu, Holz, ehemals farbig gefasst, neugotisch, Ende 19. Jh. 17 Christophorus, Relief, Stuck, ehemals farbig gefasst, 16. Jh. 18 Antoniusikone, Öl a. H., 1989, von Norbert Eichel aus Großbüllesheim 19 Kreuzweg, Textil-Applikation, 1978, Entwurf Werner Persey aus Trier, Ausführung Stadelmaier Studios Nijmwegen 20 Sakramentsstele, Pfeilerfuß aus Trachyt und Schrein aus Bronze, 1972, von Olaf Höhnen aus Frechen 21 Hl. Michael, Holz, farbig gefasst, 20. Jh. 22 Chorgestühl, Eichenholz, zweisitzig, figural gestaltete Wangen, 16. Jh. 23 Ambo, Bronze, 1972, von Olaf Höhnen 24 Altarmensa, Trachyt, 1972, von Olaf Höhnen 25 Kreuzigungsgruppe, Holz, farbig gefasst, neuromanisch, Anf. 20. Jh., ehemals in St. Laurentius Berg.-Gladbach, seit 1993 in St. Michael 26 Hl. Hubertus, Holz, tw. vergol det, 17. Jh. (aus dem alten Hubertusaltar) 27 Orgel, 1938, von Orgelbau Karl Bach aus Aachen, 1972 umgebaut, neuer Prospekt von P. Berretz aus Eschweiler, ab 2008 neue Orgel von Orgelbau Romanus Seifert u. Sohn aus Kevelaer
©Text: Bernard Bell
Die Pfarrei St. Michael besteht aus den beiden Orten Großbüllesheim und Wüschheim.
Einrichtungen:
- Pfarrheim neben der Kirche
- Kath. Öffentliche Bücherei (im Pfarrheim)
Gruppen:
- Frauen von St. Michael
- Bastelrunde
- Messdiener
- Kirchenchor
- Jugendleiterrunde WüDoBü