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St. Laurentius - Niederkastenholz

St. Laurentius-Kapelle - Niederkastenholz

Die Kapelle befindet sich im Seelsorgebereich Euskirchen-Erftmühlenbach und ist jeden 2. Freitag im Monat um 9:00 Uhr zur Messzeit geöffnet.

Die St. Laurentius-Kapelle in Niederkastenholz ist ein Bauwerk, das in der rheinischen Architektur eine wichtige Rolle spielt. Die in ihrem Ausmaß kleine, nur drei Joche und ein etwas schmäleres Chorgeviert umfassende dreischiffige Pfeilerbasilika entstammt wohl der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts; genaue Angaben über die Erbauung sind aber nicht bekannt. (nach Krudewig ist die Kirche Ende des 11.Jh. erbaut, in der Zeit in welcher Kastenholz an Cornelimünster gekommen ist.) Das Baumaterial ist das für die Eifel und Voreifel gebräuchliche Grauwacke-Bruchgestein, das sicher von Anfang an für Verputz gemauert gewesen ist und in der Behandlung seiner Außenhaut einen freundlich-leuchtenden, weißen Glanz besaß.

Im Innern ist das Langhaus flachgedeckt, der niedrige Chor durch ein Tonnengewölbe betont. Sicher ist der Bau auf Grund einheitlicher Planung entstanden; dass aber auch spätere Zeiten an ihm Änderungen vorgenommen wurden, geht einmal aus der Erneuerung der Fensterformen hervor (die Fenster der Südseite tragen die Jahreszahl 1669 und 1681), ist aber durch eine Erweiterung des Nordschiffs und des Chores jeweils um Mauerstärke gekennzeichnet; die Baufugen sind noch in jüngster Vergangenheit festgestellt, die Erweiterung ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf das 15. Jahrhundert festgelegt worden. Auch hat die Barockzeit dem Bau einiges von ihrem Gepräge gegeben: Sie stattete ihn mit den noch heute vorhandenen Altären aus (wobei das Hochaltarretabel wohl auf die ursprüngliche Mensa gesetzt wurde), die sich als einfache, bescheidene, aber doch oder gerade deswegen in ihrer Einpassung überzeugende Arbeiten zu erkennen geben. Zusammen mit den beiden übereinander angeordneten, hölzernen Westemporen geben sie dem Innenraum das dörfliche, in seiner Art einmalige Gesicht einer kleinen, dennoch aber monumentalen Basilika. Wohl auch der Barockzeit entstammt der westliche Dachreiter unmittelbar über dem Giebel; und die später hinzugekommene Vorhalle, in Backstein erneuert und in Zukunft als Sakristei genutzt, passt sich maßstäblich der romanischen Baugruppe gut ein.

Die Niederkastenholzer Kapelle hatte im Krieg vor allem Verletzungen am Dach erlitten. Dazu war der Außenputz schadhaft geworden. So musste 1953 eine gründliche Instandsetzung eingeleitet werden, die inzwischen im Wesentlichen abgeschlossen ist. Der gesamte schadhafte Außenputz wurde abgeschlagen und später als Kalkputz erneuert; die Verschieferung des Daches wurde in altdeutscher Schiefertechnik neu aufgebracht. Schwieriger waren die Arbeiten zur Wiederherstellung des Innenraumes, dessen Charakter keinesfalls verändert werden durfte. Leider fanden such nur ganz spärliche Reste alter Ausmalung, die so fragmentarisch waren, dass eine Erhaltung oder gar Erneuerung nicht diskutabel erschien. Umso größere Aufmerksamkeit wurde jedoch den sonstigen Ausstattungsstücken geschenkt, deren sachgemäße Freilegung und Sicherung im Sinne eines "dörflichen" Barocks durch den Kirchenmaler Gangolf Minn ausgeführt wurde. Entstellende Ölfarbenanstriche wurden abgenommen, die Ausstattungsstücke - Altäre, Kommunionbank, Paramentenschrank, Reste des Gestühls - nach Möglichkeit in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Auch der kleine spätgotische Sakramentenschrein auf der Evangelienseite des Chores wurde fachgerecht behandelt. Einiges an unglücklichen Zutaten jüngerer Zeit (Gipsfiguren usw.) wurde, als der Würde des Kirchenraumes nicht angepasst, entfernt. Insgesamt ging die Restaurierung von dem Bemühen aus, die romanische Basilika im Verein ihrer barocken Ausstattung und ihrem handwerksgerechten, einst von Menschen des Dorfes geschaffenen Einbauten (vor allen den prächtigen Emporen!) zu erhalten und neu zur Geltung zu bringen. Dass auch die Umgebung des Gotteshauses, Friedhof und benachbarter Laurentiusbrunnen, in die Pflege des geweihten Bezirkes hineingenommen sind, ist fast Selbstverständlichkeit.

Niederkastenholz war im Mittelalter der Abtei Korneliemünster unterstellt, die hier eine Propstei besaß. Aber Funde römischer Mauerzüge haben bewiesen, dass seine Geschichte viel älter ist. Heute begegnet uns hier ein Rest bewahrter und neuerstandener rheinischer Kultur christlichen Mittelalters.

(Schriftum: Clemen/Polczek: Kunstdenkmäler des Kreises Rheinbach, Düsseldorf 1898, Seite 123f.- Edmund Renard: Die Wiederherstellung der katholischen Kirche zu Niederkastenholz, In den "Berichten der Provinzialkommission für die Denkmalpflege", 1909, Seite 35/37, Der Aufsatz erschien als Bildbeilage zu "Unser Weg", Luthe Druck, Köln.

Madonnen in Niederkastenholz

Die schwarze Madonna
Seit dem 8.Dezember 1816 steht in der Kapelle zu Niederkastenholz eine schwarze Madonna, etwa 48 cm hoch, in einer schlichten barocken Vitrine. Auf der Rückseite der Vitrine hat Küster Wilhelmus Simonis 1819 einen Zettel angebracht, worauf zu lesen ist:

„Kündend zu wissen, fry allen Menschen, die dieses Schreiben lesen, daß dieses Mariä Bild samt einem Vorhang eines Altares, worauf das Lamm Gottes vorgestelt ist, das hat die wittib Carlina Müllers wohnhaft in bonn diesem Gottes Hause im jahr 1816 gegeben. Und von mir Wilhelm Simonis Custor hiesiger Kappelle am 8ten Dezembris selbigen jahres zur zierde ausgesetzt worden. Und selbige fundatorin ist im jahr 1819 im Herrn Entschlafen. Geschrieben Niederkastenholz den 19.Dezembris 1819. Wilhelmus Simonis, Custor.“
 
„1884 wurde der große Altar von Maler und Anstreicher J. Freischem aus Stotzheim dekoriert.“
 
„Im Jahre 1887 sind die beiden Seitenaltäre und diese Muttergottes im Kasten dekoriert worden.“

Diese Schwarze Madonna, farbig gefasst, aber leider 1887 von Maler J. Freischem stark übermalt, ist nicht ein datiert. Es dürfte sich aber hierbei um eine Kopie der Altöttinger Madonna aus dem 17.oder 18.Jh. handeln.

In Europa sind über 270 Schwarze Madonnen – Bilder und Skulpturen – bekannt. Meist sind sie Ziel von Wallfahrten. Schwarze Madonnen erregen noch heute Aufsehen, weil eine fremdartige Aura sie umgibt. Man sprach ihnen Macht zu, Wunder zu bewirken, so dass sie sogar den Status der Reliquienverehrung erhielten. In Zeiten von Pestepidemien wurde die „Schwarze Not-Muttergottes“ angerufen. Schwarze Madonnen gelten in europäischen Regionen als Nationalheiligtum.

Oft stellt sich die Frage nach der schwarzen Farbe: Mutter der Dunkelhäutigen? Geschaffen aus dunklem Holz? Umsetzung der Farbe? Schwarze Farbfassung? Verfärbung durch (Kerzen-)Ruß? Die Frage aber ist bis heute geblieben!

U.a. zählt Maria mit ihrer schwarzen Hautfarbe aber auch unter die Gefolgschaft alttestamentlicher Hirten, die täglich der Sonne ausgesetzt waren. Dies umreißt ein typisch barockes Marienbild: Maria als „Pastrix Bona“ (als gute Hirtin).

© Fotos u. Text: Dr. C.-P. Joist

Madonna im Hochaltar
Bei den Renovierungsarbeiten – etwa 1953 bis 1956 - fand der Restaurator Gangolf Minn aus Brühl (1922 – 2006) auf dem Kirchenspeicher eine stark beschädigte Marienfigur, die der Restaurator etwa der Entstehungszeit des Hochaltares (18.Jh.) zuordnete: Kopf aus Wachs auf einem Drahtgerüst mit Kleid, aber in völlig defektem Zustand. Man entschied sich dafür, diese Figur zu restaurieren und in den Hochaltar zu stellen. Also überarbeitete G. Minn den Kopf und modellierte den Kinderkopf dazu passend. Seine Frau, Esther Minn, (geb.1929) hat passend ein Kleid aus Seidenbrokat geschneidert, das Kind hat sie in einem kleinen Steckkissen Maria auf den linken Arm gelegt.

© Fotos u. Text: Dr. C.-P. Joist

Madonna von der Hardtburg
Anfang des 19.Jahrhunderts ging die Hardtburg, die bis 1794 Eigentum von Kurköln war, in den preußischen Staatsbesitz über und beherbergte seitdem das Forstamt. Dabei beseitigte man die Marienfigur, die bislang in der Nische über dem Toreingang der Vorburg eingestellt war. In den 1830er Jahren war eine junge Frau aus Niederkastenholz als Hausgehilfin auf der Hardtburg, wo die Herrschaft mehrere Male wechselte. So geschah es, dass diese Frau beim Wechsel der Bewohner ihren Dienst aufgab. Aus welchem Anlass auch immer, jedenfalls durfte sie die Marienfigur – in Keramik mit stark beschädigter Glasur – mitnehmen. Somit ist diese barocke Madonna heute noch in Privatbesitz, wie es um 1960 war.

Über dem Westportal der Dreifaltigkeitskapelle in Schweinheim stand bislang eine gleiche Marienfigur, heute im gesprengten Giebel des Altares, aber als schwarze Madonna angelegt.

© Fotos u. Text: Dr. C.-P. Joist

Impressionen der Kapelle

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